Geschichte

Standort Siegen

  1. 1466-1868

    Die Zeit der Hammergewerke

    1466 zahlt Gadert (Gotthard) Busch 3 Gulden Hüttenzins für "syme hamer bunder Sneppenkuthen". Wegen seines zu Lebzeiten erworbenen Besitztums und seiner verschiedenen Beteiligungen gilt er als "vielleicht bedeutendster Siegerländer Eisenindustrielle des ausgehenden Mittelalters". Er kam aus einem angesehenen Elternhaus, wo er den Beruf des Hammerschmieds erlernte.

    Die Verbesserungen in der Hüttentechnologie insb. bei den Öfen, erforderten immer stärkere Hammeranlagen. 1607 wurde von dem Hammerschultheiß Johann Schleifenbaum ein neuer Schmiedehammer errichtet. Der Bauart nach war es ein Siegerländer Aufwerfhammer - ein ingenieurstechnisches Meisterwerk seiner Zeit.

    Die Neuerungen der industriellen Revolution machten auch vor dem Siegerland nicht Halt. Viele Hämmer konnten mit den technischen Neuerungen nicht mithalten und gaben auf. Die Boschgotthardshütte versuchte ihr Glück und begann 1848 mit der Umstellung auf das englische Puddelverfahren. Bis 1867 werden noch zwei weitere Puddelöfen aufgebaut und in den 1850er Jahren werden die Blasebälge gegen Zylindergebläse getauscht. 1869 wird der erste Dampfhammer installiert.

  2. 1868-1932

    Gebr. Schleifenbaum & Co. GmbH

    Die Kosten für die technischen Neuerungen waren hoch, das generelle Risiko noch höher. Nicht alle Anteilseigner (1826 immerhin 23!) konnten und wollten sich das leisten. So kauften drei Männer alle Anteile nach und nach auf. 1868 wurden noch folgende Anteile gehalten: Johann Schleifenbaum 79%, Johannes Fick 12,5% und Ludwig Stähler 8,5%. Sie überführten den gewerkschaftlichen Betrieb unter der Firmierung "Gebr. Schleifenbaum & Co. GmbH" in ein Privatunternehmen.

    Die Entwicklung der Konverterverfahren zur Eisenerzeugung bedeutete das Aus für die Siegerländer Hochöfen. Als Vormateriallieferanten für die Hämmer waren sie aber essentieller Bestandteil der Produktionskette. Um zu Überleben war ein Wechsel der Produktpalette notwendig. Die Boschgotthardshütte übernahm neben der Halbzeugfertigung nun auch Walzenguß, Blechfertigung und Freiformschmieden. Beginnend mit der Achsendreherei wurden die dazu notwendigen Anlagen ab 1878 errichtet oder zugekauft.

    Die Weltwirtschaftskrise macht auch der Boschgotthardshütte zu schaffen. Aufträge sind schwer zu erhalten und das Geld wird knapp. Zusätzlich gab es massive Differenzen zwischen den Gesellschaftern über die Art und Weise der Geschäftsführung. Diese Konstellation ist Gift für das Unternehmen: 466 Jahre nach ihrer ersten Erwähnung ist die Boschgotthardshütte 1932 insolvent.

  3. 1934-1952

    Boschgotthardshütte O. Breyer GmbH

    1934 erwarb Otto Breyer das alte Werk, aneinandergebaute niedrige Gebäude mit gut 5000 m2 überdachter Fläche. Der Betrieb war mit einigen Oberdruckhämmern, Öfen und einzelnen mittels Transmission angetriebenen mechanischen Bearbeitungsmaschinen ausgestattet.

    Otto Breyer war damals 26 Jahre alt. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen. Sein Vater war als Meister im Blechwarenbetrieb der Boschgotthardshütte tätig. Otto Breyer hatte in den zwanziger Jahren bei Gebr. Schleifenbaum eine Lehre absolviert und war dann als Angestellter im kaufmännischen Bereich übernommen worden. Mit der Insolvenz verlor er die Stelle. Er machte sich selbständig und handelte mit Freiformschmiedestücken. In dieser Zeit konnte er sich das Vertrauen seiner Bank erarbeiten, die ihm dann auch den Ankauf des alten Hammerwerkes finanzierte.

  4. 1952-1994

    Erweiterung des Unternehmens

    In den 50er Jahren musste das Werk seinen Stammsitz verlassen, da in der Nähe das Klinikum Siegen erweitert wurde. Der neue Sitz wurde die Herrenwiese in Siegen-Weidenau.

    1966 erwarb die Boschgotthardshütte eine Walzengießerei in Siegen-Eintracht. Diese wurde anschließend in ein Stahlwerk umgebaut, wodurch das Unternehmen seine eigene Rohstahlerzeugung sicherstellen konnte.

    Die alte Siedlung Boschgotthardshütte mit seinen Fachwerkhäusern (teils aus dem 16. Jh.) wurde im Zuge der Bauarbeiten für die Hüttentalstraße zwischen 1970 und 1974 nahezu vollständig abgerissen.

    Beide Betriebsteile (Weidenau und Eintracht) wurden immer wieder modernisiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Als Meilensteine sind zu nennen:

    • 1974 Installation der ersten AOD Konverter
    • 1986 Errichtung eines Knüppelwalzwerkes
    • 1991 Inbetriebnahme eines neuen Elektrolichtbogenofens

  5. ab 1994

    BGH Edelstahl Siegen

    Anfang der 90er Jahre erwarb der Eigentümer nach der Wiedervereinigung einige Unternehmen in der ehemaligen DDR. Damit wurde aus dem kleinen Siegerländer Mittelständler eine Firmengruppe, was naturgemäß auch Umstrukturierungen mit sich brachte. Der Produktionsbetrieb wurde in Siegen in eine eigenständige Firma, die BGH Edelstahl Siegen GmbH, ausgelagert. Die Produktionsbetriebe bilden bis heute zusammen mit der Holding-Gesellschaft die BGH-Gruppe.

    Die weitere Entwicklung des Standortes ist davon jedoch nicht betroffen, bis heute werden Modernisierungen und Erweiterungen am Standort Siegen vorgenommen:

    • 2001 Bau der neuen Fertiglagerhalle in Siegen-Eintracht
    • 2002 Inbetriebnahme einer neuen Versandhalle im Werk Weidenau
    • 2005 Inbetriebnahme der neuen Schmiedemaschine RF 45
    • 2006 Neue automatische Feinrichtpresse
    • 2007 Verlagerung des Fertiglagers nach Weidenau und Inbetriebnahme 40 MN Schmiedepresse
    • 2008 Aufbau eines vollautomatischen Hochregallagers
    • 2009 Inbetriebnahme einer neuen Stabstahldreherei und Erweiterung der mechanischen Bearbeitung für komplexe Schmiedestücke

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